Um das Thema tiergestützte Arbeit & Intervention ist es nach dem großen Hype der letzten Jahre etwas ruhiger geworden. Zugleich hat eine Art „Erwachen“ stattgefunden: Nachdem anfangs ein immenser Fokus auf die Ausbildung der Tiere gelegt wurde, begegnen mir in jüngerer Zeit immer mehr Interessenten, die ihre Tiere gar nicht mehr so gehorsam haben wollen – sondern lieber naturbelassen sozusagen, glücklich, entspannt, offenherzig und im Grunde „nur“ lieb. Vor allem in der Tiergestützten Erlebnispädagogik Ausbildung begegnen mir solche Menschen.
Für mich liegt in „naturbelassenen“ Tieren der Schlüssel zu wirklich guter tiergestützter Arbeit, ganz gleich, ob diese in Therapie, Pädagogik, Fördermaßnahmen oder Aktivitäten liegt, um diese Einteilung an dieser Stelle zu bemühen. Ich habe für mich eine etwas andere Unterteilung vorgenommen, aber dazu gleich mehr. Zunächst liegt mir daran, zu betonen, dass tiergestützte Arbeit Herzensarbeit ist, d.h. es ist das Herz, das die Arbeit macht, und es ist die Herzverbindung, die diese Arbeit gelingen lässt. Ist die Herzverbindung da, geschehen Wunder in der tiergestützten Arbeit. Fehlt sie, bewirkt ein Tier vielleicht augenscheinlich das ein oder andere Positive, es schöpft aber zum einen sein Potenzial nicht aus und zahlt zum anderen nicht selten einen hohen Preis für seine Dienste. Und das muss nicht nur nicht sein, das steht dem Erfolg tiergestützter Arbeit sogar massiv und verhindernd im Weg.
Tiergestützte Arbeit & Intervention: Mein Ansatz
Ich bin seit über 20 Jahren im Bereich tiergestützte Arbeit & Intervention tätig, habe die Branche wachsen und sich wandeln gesehen, Lehrgänge für Fernschulen entwickelt und Mensch und Tier individuell ausgebildet. Mein Ansatz nach all dem ist, das Gelingen der Herzverbindung in den Vordergrund zu stellen. Diese Herzverbindung hat in der tiergestützten Arbeit immer mindestens 3 Beteiligte: Sie als „Anbieter“ oder „Praktiker“, das Tier, mit dem Sie arbeiten und den Klienten. Deshalb genügt es für tiergestützte Arbeit jeder Art nicht, nur Tiere zu mögen. Wenn Sie sich für diese Arbeit interessieren, müssen Sie Mensch und Tier gleichermaßen mögen. Ein Tier nimmt niemandem die zwischenmenschliche Begegnung ab – es schlägt lediglich eine Brücke, über die es sich leichter zueinander gehen und zueinander finden lässt.
Was ist tiergestützte Arbeit und was ist tiergestützte Intervention?
Ich habe bereits angesprochen, dass ich die Sache in wenig anders einteile als es dem allgemeinen Konsens entspricht. Der Begriff der „tiergestützten Intervention“ wird dabei als Oberbegriff für alles definiert, was in irgendeiner Weise mit dem Einsatz von Tieren für menschliche „Gesundheits- und Bildungszwecke“ zu tun hat. Nicht alles ist dabei aber „Intervention“, denn Intervention setzt Interventionsbedarf voraus, also das Vorhandensein eines wie auch immer gearteten Defizits, sei es körperlich, geistig oder psychisch, erkrankungs- oder einschränkungsbedingt. Damit unterstelle ich automatisch allen Menschen „Defizite“, auch denen, die nur Spaß am Umgang und an Erlebnissen mit Tieren haben. Man hat genau dafür zwar den Begriff der „tiergestützten Aktivitäten“ geschaffen. Diese „Aktivitäten“ firmieren aber eben auch unter dem (Ober-)Begriff der Intervention. Und das finde ich zugegebenermaßen etwas unglücklich.
Ähnliches gilt für die Sache mit der Therapie und Pädagogik. Im Allgemeinen heißt es, dass die Bezeichnungen „tiergestützte Therapie“ und „tiergestützte Pädagogik“ Anbietern vorbehalten sein sollen, die eine staatlich anerkannte Ausbildung oder ein staatlich anerkanntes Studium (nach dem Berufsbildungsgesetz) erfolgreich abgeschlossen haben. In Sachen „Therapie“ dürfen nur Anbieter mit solch einem Ausbildungsabschluss Heilbehandlungen vornehmen. Allerdings dürfen nicht nur Pädagogen Wissen und Fähigkeiten vermitteln.
Intervention: Tiergestützte Therapie & Pädagogik
Es gibt so viele wundervolle komplementäre und alternative Verfahren und Ansätze, dass ich selbst tatsächlich Bauchschmerzen bei dem Gedanken habe, diese – wenn sie tiergestützt angeboten werden – allenfalls als „tiergestützte Fördermaßnahmen“ zu bezeichnen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Begriff der „Förderung“ fachlich gesehen seinerseits einen Teilbereich therapeutischer Heilbehandlungen darstellt. Förderung ist angezeigt, wenn es Defiziten zu begegnen gilt. Deshalb wird beispielsweise die Verwendung des Begriffes „Frühförderung“ für Angebote wie Babyschwimmen, Pekip, Babyzeichen u.Ä. zu Recht abgelehnt: ein 6 Monate altes Baby, das z.B. noch nicht sprechen oder laufen kann, hat keine Defizite, sondern ist schlichtweg altersgemäß entwickelt. Es gibt nichts, was bei einem solchen Kind auszugleichen wäre oder überhaupt ausgeglichen werden könnte. Ein altersgemäß entwickeltes 6 Monate altes Baby kann also gar nicht gefördert werden, weder beim Spracherwerb noch in seiner motorischen Entwicklung. Die Formulierung „Tiergestützte Fördermaßnahmen“ ausgerechnet unter dem Oberbegriff der „Intervention“ nicht heilbezogen zu definieren, finde ich ziemlich verwirrend.
(M)Ein alternativer Definitionsvorschlag
Ich habe mir die Freiheit genommen, meine eigene Unterteilung und Definition aufzustellen. Nach dieser verwende ich den Begriff der tiergestützten Arbeit als Oberbegriff für „alles andere“. Der folgenden Grafik können Sie die Einzelheiten entnehmen:
Mein Tipp: wenn Sie tiergestützt arbeiten – oder arbeiten wollen – und einen staatlich anerkannten Abschluss besitzen, fügen Sie diesem Beruf einfach nur das Attribut „tiergestützt“ hinzu, z.B. tiergestützte Physiotherapie. Das macht Ihre tiergestützte Arbeit konkret, transparent und einzigartig und bringt Sie nicht in die Gefahr, um den schwammigen Begriff der „tiergestützten Therapie“ ringen zu müssen. Wenn Sie keinen staatlich anerkannten Abschluss in irgendeinem Beruf, aber eine andere Qualifikation – oder sogar etwas eigenes erfunden und entwickelt haben – und darin tiergestützt arbeiten möchten, setzen Sie das „tiergestützt“ einfach vor die Bezeichnung, die Sie gefunden haben, bzw. die aus dem Zertifikat Ihrer entsprechenden Weiterbildung hervorgeht. Tiergestützte Wildnispädagogik zum Beispiel.
Tiergestützte Arbeit – Aus- & Weiterbildung bei Eins im Sein
Ich bilde nur noch ganz individuell Mensch-Hund-Teams bzw. Mensch-&-Tier-Gespanne für tiergestützte Einsätze aus. Schlicht und ergreifend, weil tiergestützte Arbeit derart facettenreich und die Anforderungen an die Tiere so speziell und einzelfallbedingt sind, dass es im Grunde nicht möglich ist, Parameter festzulegen, denen alle Tiere mindestens genügen müssen. Ganz gleich, ob innerhalb oder außerhalb des Bereichs der Heilbehandlungen. Deshalb analysiere ich mit Ihnen zunächst Ihre Ist-Situation, Ihre Ideen und Pläne, Ihre Ziele und auch das Tier, mit dem Sie jeweils arbeiten wollen. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der Arbeit mit Hunden, Katzen und Kleintieren, einschließlich Hühner.
Anders als vom Narrativ proklamiert, befürworte ich die Arbeit mit Wildtieren. Es kommt hier wie bei allem auf das Wie – nicht auf das Ob – an. Und tiergestützte Arbeit besteht eben nicht zwingend darin, dass die Tiere zahm sein, gehalten werden und sich anfassen lassen müssen. Im Bereich tiergestützte Arbeit mit Wildtieren gibt es viele Bezüge zu Naturerfahrung und Spiritualität.
Inhalte der individuellen von Aus- und Weiterbildung
Mein Fokus bei Ihrer Aus- und Weiterbildung liegt wie bereits erwähnt auf der Entwicklung und dem Einsatz der oben angesprochenen Herzverbindung. Sie lernen, wie Sie das Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg dafür nutzen können und Ihr Tier für die ganz speziellen Erfordernisse Ihres Arbeitsbereiches trainieren – oder wie Sie gerade „Unfähigkeiten“ bewusst und gezielt einsetzen können, um Ihre spezifischen therapeutischen, pädagogischen oder sonstigen Ziele bei Ihren Klienten zu erreichen. Sie erhalten Einblick in die enge Verzahnung von Biologie und Psychologie, erfahren, wie sich dies auf die entstehende Herzverbindung zwischen Ihnen als Anwender, dem jeweiligen Klienten und dem Tier auswirkt und welche Räume Ihnen das bei der Gestaltung Ihrer tiergestützten Arbeit eröffnet. Selbstverständlich unterstütze und berate ich Sie auch bei der Entwicklung und Realisierung von Projekten. denn tiergestützte Arbeit ist nichts, was man lernt und dann nachmacht. Tiergestützte Arbeit lebt ganz maßgeblich von der eigenen Kreativität, der eigenen Phantasie und dem eigenen Erfindungsreichtum. Es macht nichts, wenn es das, was Sie machen möchten, noch gar nicht gibt. Deshalb ist es ja auf dem Weg durch Sie ;o).
Im Rahmen eines Kurses bilde ich in Zusammenarbeit mit der Wildnisschule WIR – Kinder der Erde Fachkräfte und Interessierte in tiergestützter Erlebnispädagogik aus.