Neurosensorisches Training erschließt Ihnen die Narrative, die Ihr „System“ in die Datenspeicher Ihres autonomen Nervensystems ‚geschichtet‘ hat – um an dieser Stelle an die eingangs aufgegriffene Darstellung in Sachen Storytelling anzuknüpfen. Von neurosensorischem Training können Sie vor allem profitieren, wenn Sie Situationen kennen, in denen Sie mehr oder weniger nicht so reagieren (können), wie Sie gern reagieren würden. Situationen, in denen Sie sich beispielsweise mehr oder weniger wie „fremdgesteuert“ vorkommen, etwa, weil Sie scheinbar grundlos aus Mücken Elefanten machen und aus Elefanten Mücken, weil Sie Ihre Gefühle nicht „im Griff“ haben, in den betreffenden Situationen oder grundsätzlich gern andere Gefühle hätten oder schlicht und ergreifend wünschen, entspannen zu können wie Wildtiere und Angehörige von Naturvölkern entspannen.

Auch „Trigger“ wurzeln in Geschichten, die wir uns aus den unterschiedlichsten Gründen selbst erzählen und vor anderen zumeist lieber verbergen als offenbaren – zugegebenermaßen mal mehr, mal weniger erfolgreich. Der Haken an diesen Geschichten ist, dass unser autonomes Nervensystem – auch Vegetativum genannt – der Teil unseres Nervensystems ist, auf den wir mit unserem Willen keinen direkten Einfluss ausüben können. Wir können die Geschichten, die unser autonomes Nervensystem situativ zu Reaktionen veranlasst, die wir uns nicht wünschen und die uns nicht dienen, nicht durch bloße Willensanstrengung oder „Selbstbeherrschung“ ändern.

Was bewirkt neurosensorisches Training?

Neurosensorisches Training ist im Grunde der „Trick 17“, der uns ermöglicht, auf unsere autonomen Reaktionen eben doch Einfluss zu nehmen – und dabei auf jedwede Manipulation zu verzichten. Neurosensorisches Training wirkt auf der Ebene des Organverhaltens, der Neurotransmitteraktivität und der Hormonausschüttung und funktioniert, weil auch unser autonomes System lebenslang lernen kann. Es kann entsprechend auch lernen, auf „Trigger“ anders zu antworten, als es das bislang auf der Grundlage bestimmter Geschichten tut.

Zugegebenermaßen nimmt das Zeit in Anspruch. Deshalb funktioniert neurosensorisches Training am besten, wenn es zu einer Art „Lifestyle“ wird. Sie brauchen dafür nichts „extra“ machen, Sie müssen keine Zeitfenster einräumen, kein Equipment anschaffen und auch nicht ständig Geld ausgeben. Alles, was Sie für neurosensorisches Training brauchen, haben Sie und haben Sie bei sich. Immer. Es gehört zur natürlichen Ausstattung Ihres Körpers.

Ein bisschen Hintergrund

Da wir nicht nicht kommunizieren und nie keine Geschichte erzählen können, befinden wir uns tatsächlich ständig in Kommunikation. Wir kommunizieren in Gedanken, Träumen und Empfindungen mit uns selbst ebenso wie wir mit Sprache und Schrift, Mimik, Gestik, Geruch und Berührung mit anderen kommunizieren, ganz gleich ob es sich  ei diesen anderen um Menschen, Tiere, Bäume und Pflanzen oder andere Wesenheiten bzw. Bewusstseine handelt. Ständig werden wir von irgendetwas „angesprochen“. Jede Sekunde prasseln rund 11 Millionen Sinneseindrücke auf uns ein und jede Sekunde ist unser Hirn damit beschäftigt, diese Sinneseindrücke vor dem Hintergrund der Geschichten, die uns widerfahren sind, auf ihre situative Relevanz und Wichtigkeit hin zu überprüfen. Auf diese Weise schaffen es rund 40 Sinneseindrücke in unser Bewusstsein. Welche 40 aus 11 Millionen das sind, entscheiden „wir“ zum weit überwiegenden Teil weder wissend noch willentlich. Bisweilen erscheint es sogar so, als würde es für uns entschieden – von einem eigenständigen, autonomen Wesen in unserem Inneren. In gewisser Weise ist das tatsächlich auch so.

Verhalten: Die Summe unserer Geschichten

Dieses autonome Wesen vergisst nichts von dem, was wir einmal erlebt haben. Es erinnert sogar Erfahrungen von vor unserer Geburt. Auf der Grundlage aller unserer Geschichten – derer, die wir kennen und derer, von denen wir nicht einmal die Spur einer Ahnung haben – steuert es die Funktionen unserer Organe, unserer Drüsen und Gewebe, unserer Nervenzellen. Und komponiert daraus das, was wir Verhalten nennen, ob es sichtbar wird oder unsichtbar bleibt, uns dient oder belastet und behindert. Wenn wir uns manchmal nicht erklären können, warum wir in einer Situation oder gegenüber einem Gesprächspartner so oder so reagieren, liegt der Schlüssel zum Verständnis in unseren Erinnerungen (= Geschichten) und den daraus resultierenden Reaktionen unseres autonomen Nervensystems. (Mehr darüber in meinem Artikel Was Erinnerung mit Kommunikation zu tun hat.)

Geschichten neu erzählen & Selbstheilung anstoßen

Wenn sich unsere Organe, Drüsen, Gewebe und Nervenzellen verhalten, bemerken wir das in unserem Inneren anhand unserer Gefühle, Emotionen, Empfindungen und Gedanken. Je belasteter wir uns dadurch fühlen, desto wahrscheinlicher ist, dass die Geschichten, auf denen die Reaktionen unseres autonomen Nervensystems beruhen, unsere Aufmerksamkeit benötigen. Verweigern wir diesen Geschichten unsere Aufmerksamkeit, können nicht nur Beruf und Familie, Freundschaften, Partner, Karriere, Kinder und Haustiere in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern über kurz oder lang auch unsere Gesundheit – wenn sie nicht schon in den Seilen hängt.  

Es gibt zwar Methoden, mit denen sich autonome Reaktionen teilweise manipulieren lassen. Diverse „Atemtechniken“ sind ein Beispiel dafür. Das autonome Nervensystem zu manipulieren ist langfristig jedoch immer mit nicht wünschenswerten Nebenwirkungen verbunden. Der Grund: Manipulation und „Selbstbeherrschung“ ändern nichts bis wenig an den Geschichten, die sich unser autonomes Nervensystem erzählt. Unsere Stressbelastung kann durch Manipulation deshalb sogar noch ansteigen, auch wenn wir anfänglich vielleicht Erleichterung erfahren.

Neurosensorisches Training: Lernziele

Neurosensorisches Training sensibilisiert zum einen für die im Vorangegangenen angesprochenen neurobiologischen Hintergründe. Es fördert Selbstmitgefühl anstelle von Verurteilung und trägt in Konflikten entscheidend dazu bei, „Konfliktmasse“ zu reduzieren. Zum anderen regt neurosensorisches Training das autonome Nervensystem dazu an

  • die Geschichten, auf deren Grundlage es unsere Organfunktionen steuert, autonom zu hinterfragen,
  • die Angemessenheit seiner Reaktionen autonom zu überprüfen,
  • Sinneseindrücke neurozeptiv ggf. neu zu bewerten und
  • bei Bedarf die Steuerung unserer Organfunktionen autonom neu zu justieren.

In der Folge reagieren wir anders – autonom und automatisch, ohne dass wir uns anstrengen oder irgendetwas tun müssen. Uns geschehen andere, weniger oder gar nicht belastende Gefühle, Emotionen und Empfindungen, freiere, kreativere Gedanken und im Endeffekt ein anderes, „angemesseneres“ Verhalten ohne „Tunnelblick“ oder „Blackout“, ohne Überreaktionen oder Shutdowns, ohne Überforderung, Erschöpfung und Ausbrennen. 

Im Rahmen von neurosensorischem Training lernen Sie im Einzel- oder Gruppen-Coaching, online oder in Präsenz

  1. die wissenschaftlichen Grundlagen für das Verständnis der Arbeitsweise Ihres autonomen Nervensystems kennen,
  2. mit sich selbst in einen lebendigen und bewussten somatischen Dialog einzutreten,
  3. Geschichten, die Ihnen nicht dienen, auf autonomer Ebene neu erzählen zu lassen,
  4. die Dynamik der autonomen Reaktionen Ihres Körpers nachhaltig zu verändern, also unwillkommene oder maladaptive Reaktionen Ihres autonomen Nervensystems zu modifizieren. 

Außerdem erwerben Sie die Fähigkeit

  • die Psychologie aus der Perspektive der Biologie zu betrachten,
  • implizite Erinnerungen zu erkennen, aufzuspüren und in den Kontext eines neuen Verständnisses für Ihre Gefühle, Emotionen, Stimmungen und Empfindungen zu setzen,
  • die Sprache Ihres Nervensystems zu entschlüsseln,
  • Ihre somatische Beobachtungsfähigkeit zu schulen
  • Signale und Symptome Ihres Körpers im Kontext somatischer Kommunikation zu betrachten und zu Ihrem Vorteil zu nutzen,
  • Ihrem Nervensystem zu ermöglichen, angestauten Stress und verborgene Traumata, die Ihre kommunikativen Fähigkeiten beeinträchtigen, zu deinstallieren,
  • gängige Entspannungstechniken auf der Grundlage der Polyvagal-Theorie zu hinterfragen und sie für Ihre Bedürfnisse anzupassen.

Ist neurosensorisches Training eine Therapie?

Neurosensorisches Training ist keine Therapie. Es ersetzt auch keine Therapie, die im Einzelfall vielleicht sinnvoll oder erforderlich sein mag. Dennoch praktizieren viele meiner Klienten neurosensorisches Training therapiebegleitend. Viele glauben, dass neurosensorisches Training bei ihnen dazu führt, dass verschiedenste Therapien besser wirken können, sowohl im körperlichen als auch im psychischen Bereich.

Neurosensorisches Training kann Ihnen in vielerlei ‚Gestalt‘ und unter mannigfaltigen Bezeichnungen begegnen, denn es gibt eine ganze Reihe von Ansätzen, die in ihrer Essenz neurosensorisches Training darstellen oder beinhalten. Ein Beispiel dafür ist Feldenkrais. Auch manche Achtsamkeitsübungen weisen Parallelen zu neurosensorischem Training auf, ebenso einzelne Naturerfahrungs-Aktionen aus der Wildnispädagogik. Wie Sie herausfinden, welche weiteren Angebote sich für Sie im Rahmen neurosensorischen Trainings ebenfalls empfehlen könnten – und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen – erfahren Sie ebenfalls in meinen Kursen, Seminaren und Workshops.

Wann Ihnen neurosensorisches Training besonders nützen könnte

Neurosensorisches Training – wie ich es umsetze und was es bei mir beinhaltet – kann für Sie genau das Richtige sein, wenn Sie sich beispielsweise

  • in einer sehr schwierigen Lebensphase befinden und mehr als bloße “Lebensberatung” benötigen,
  • von irgendetwas abhängig sind oder befürchten, es zu sein oder zu werden,
  • Sie gesundheitliche und/oder psychische Probleme haben – oder befürchten, in solche ‘hineinzurutschen’,
  • eines Ihrer Kinder, Ihr Partner oder ein anderer Ihnen nahe stehender Mensch gesundheitliche und/oder psychische Probleme hat,
  • Ihnen wegen bestimmter “Eigenschaften” manche Dinge schwer fallen,
  • Sie Schwierigkeiten insbesondere mit Ihrem Hund haben oder glauben (oder gesagt bekommen haben), dass diese Schwierigkeiten etwas mit Ihrer “Persönlichkeit” zu tun hätten,
  • wenn Sie verborgene Stressauslöser und/oder ungelöste Traumata in Ihrem Leben aufspüren und abbauen wollen,
  • wenn das, was Sie bisher versucht haben, um sich selbst zu helfen, nicht oder nur teilweise funktioniert hat,
  • wenn Sie die Wartezeit bis zu einer Therapie überbrücken möchten,
  • wenn Sie eine Therapie vorbereiten oder begleiten möchten, um für sich den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen,
  • wenn eine Therapie (oder noch eine Therapie) das letzte ist, was Sie brauchen, wollen oder sich vorstellen können,
  • wenn Sie sich spirituell weiterentwickeln, mehr mit sich selbst in Verbindung sein, sich mehr Authentizität zutrauen und “herausnehmen” möchten,
  • wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie in Ihrem Leben irgendetwas hemmt und verhindert, dass Sie Ihr Potenzial voll entfalten und Ihr Leben so leben können, wie Sie es möchten,
  • wenn Sie in Ihrer eigenen Arbeit mit Kunden, Klienten, Tieren oder Patienten neurosensorisches Training mit einfließen lassen möchten.

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