Ich gebe es zu: In Sachen mit Wölfen sein bin ich ein bekennender Wolfs-Fan. Namentlich mit einer nicht zu leugnenden Schwäche für „Schnösel-Wölfe“ und Gegenden, in denen Schnösel-Wölfe noch Schnösel-Wölfe sein dürfen (Dank an dieser Stelle an Günther Bloch, der den Begriff „Schnösel-Wölfe“ geprägt hat). Ich lebe selber mit Wölfen, in einer der schönsten schnösel-wolf-tauglichen Gegenden Deutschlands, in denen der Wolf seit vielen Jahren wieder heimisch, nicht aber jedem willkommen ist. Eine Gegend, in der die Menschen eine Menge Fehler machen im Zusammenleben mit dem Wolf, wie überall in Deutschland, erfreuliche Ausnahmen hin oder her.

Fehler sind Helfer, sage ich immer, sie werden sogar aus denselben Buchstaben gemacht. Wenn jemand, der nichts dafür kann, aber für die Fehler anderer bezahlt, lässt mich das nicht kalt. Und da ist es egal, ob es um Wölfe, Schafe oder Menschen geht. Fehler im Zusammenleben mit Wölfen sind vermeidbar – nur leider entspricht es in Good Old Germany allem Anschein nach nicht dem politischen Willen, diese Fehler zu vermeiden. Sonst wären die Wolfs-Dinge in Deutschland sehr anders. 2018 habe ich mir angeschaut, wie Mensch und Wolf anderswo auf der Welt koexistieren – so entspannt, wachsam und verantwortungsbewusst, dass es mich zutiefst berührt und beeindruckt hat.

Mit Wölfen sein im Pacific Rim National Park

Ja, ok, das menschenleere Kanada ist mit der deutschen Kulturlandschaft nicht vergleichbar. Das stimmt und stimmt nicht. Denn „menschenleer“ ist Kanada gewiss nicht, auch und gerade nicht rund um den Pacific Rim Nationalpark. 511 Quadratkilometer misst der Park auf einer Länge von 130 Kilometern an der Westküste Vancouver Islands, wo er sich mit kilometerlangen Stränden, Inseln und gemäßigten Regenwäldern von der Kleinstadt Tofino aus in alle Himmelsrichtungen erstreckt, unterteilt in drei Bereiche, die Long Beach Region, die Broken Group Islands und den West Coast Trail. Verwaltet wird der Park in Kooperation mit den ansässigen Ureinwohnern, den First Nations, weshalb er ganz korrekt eigentlich Pacific Rim National Park Reservat (PRNPR) heißt. Es gibt eine ganze Reihe von unmittelbar angrenzenden Städten und Ortschaften und mehr als eine Million Menschen aus aller Welt, die den Park jedes Jahr besuchen.

Mit Wölfen sein im urbanen Raum

Weder der Park noch irgendein Campingplatz, Hotel-Resort oder Ort ist in der Gegend hinter einem Zaun verbarrikadiert, obwohl die Wilddichte selbst für kanadische Verhältnisse sehr hoch ist. Nirgendwo sonst in ganz Nordamerika leben auf die Fläche gerechnet beispielsweise so viele Schwarzbären wie hier. Ich habe mehrere leibhaftig vor mir gehabt, teilweise auf eine Distanz, die man sich zu Bären nicht wünscht (weil die Wälder so dicht sind, aber die Bären und ich sind ausgesprochen höflich miteinander umgegangen). Wildtiere halten sich nicht an Begrenzungslinien, schon gar nicht an solche auf Landkarten. Sie laufen durch die Gegend, wie es ihnen passt. Auf Vancouver Island tauchen sie daher mit schöner Regelmäßigkeit auch in den urbanen Räumen auf, benutzen Straßen und Wanderwege, genießen die Strände. Wer sich also in der Gegend aufhält – ganz gleich ob innerhalb oder außerhalb des Parks – wird nicht nur von Singspatzen, Wanderdrosseln und Kolibris beäugt, sondern gerne auch von Wölfen, Bären und Pumas. Auch, wenn er die selbst nicht immer zu Gesicht bekommt und alle Nase lang „nur“ in ihre Spuren fällt.

Wollen Sie Wölfe haben oder wollen Sie sie sehen?

„Wir wissen, dass die allermeisten Menschen, die unsere Region besuchen, hierherkommen, um Wildtiere zu sehen“, sagt Carl Sieber, den ich bei einem seiner Vorträge aufgegabelt habe. Er ist Ranger und Lehrbeauftragter im Pacific Rim Nationalpark und kann die Anliegen der Parkbesucher gut nachvollziehen. „Die Wünsche der Menschen können dennoch Basis und Nährboden für ganz unterschiedliche Problematiken werden“, meint er, „je nach dem, über welche individuellen Persönlichkeitsmerkmale das jeweilige Wildtier verfügt und welche Lernerfahrungen es macht.“ Deshalb verfolgt die Parkverwaltung eine auf den ersten Blick absurd erscheinende Strategie: Menschen sollen Wildtiere möglichst nicht zu Gesicht bekommen, zumindest nicht auf kurze Distanz. „Wir fragen die Leute ‚Wollt ihr Wildtiere sehen oder wollt ihr Wildtiere haben? Und dann erklären wir ihnen, warum beides zusammen aus unserer Sicht nicht geht.“

Mit Wölfen sein: Keine Gewöhnung bitte

Wenn Sie als Grund für die Strategie der Parkverwaltung die Sache mit der Gewöhnung in Betracht gezogen haben: herzlichen Glückwunsch, Sie haben recht. Verhaltensbiologisch bedeutet Gewöhnung, dass ein Tier, das auf einen Reiz anfänglich irgendwie reagiert, zunehmend weniger reagiert, wenn ihm der Reiz wieder und wieder präsentiert wird. Reagiert das Tier schließlich nicht mehr, sagt man, „es hat sich daran gewöhnt“. Gewöhnung ist etwas anderes als Anpassung, denn die bedeutet nur, dass ein Tier in einer bestimmten Umgebung – zum Beispiel einer vom Menschen geprägten – überleben kann. An Menschen gewöhnt sein muss das Tier dafür nicht – dennoch lässt sich in urbanen Räumen nicht gänzlich vermeiden, dass Gewöhnungsprozesse stattfinden. Bis zu einem gewissen Grad sind die allermeisten Tiere hierzulande (und auch im Pacific Rim Nationalpark) also bereits oder längst an Menschen gewöhnt. Wie sehr, lässt sich an der individuellen Fluchtdistanz des individuellen Tieres ablesen. Das gilt auch für Wölfe, wird aber hierzulande im öffentlichen Wolfs-Diskurs nicht thematisiert.

Behaglichkeitsgrenzen wahren

„Wildtiere haben eine ‚Behaglichkeitsgrenze‘, eine Komfortzone, in deren Zentrum sie sich sicher fühlen“, sagt Carl Sieber. „Bewegen sich Menschen an die Behaglichkeitsgrenze heran oder überschreiten sie sie sogar, sucht das Tier in aller Regel das Weite.“ Das muss allerdings nicht bedeuten, dass ein Puma, ein Wolf oder ein Bär panisch davonzurennen hat, sobald er einen Menschen bemerkt. Er sollte nur weggehen. „Dazu braucht das Tier die entsprechende Möglichkeit“, sagt Carl Sieber, „es muss also weggehen können. Und es darf aus wiederholten Begegnungen mit Menschen nicht lernen, dass es nicht weggehen braucht. Oder dass es gar schlau ist, zu bleiben – und sich womöglich aktiv für den Menschen zu interessieren.“

Das habe mehrere Gründe, sagt Carl Sieber. Zum einen mache ein Beutegreifer, ein Wolf, der scheinbar nicht „scheu“ ist, vielen Menschen Angst. Zum anderen kann so ein nicht so scheuer Wolf Menschen auf fragwürdige Ideen bringen. Die Menschen bleiben dann stehen, um zu gucken, laufen dem Tier entgegen und machen Fotos oder gar ein Selfie oder werfen ihm schlimmstenfalls Futter zu, damit sie ihn besser ins Bild bekommen und er auf dem Handydisplay nicht nur stecknadelkopfgroß zu sehen ist.

Mit Wölfen sein: Gut gemeint ist nicht gut gemacht

„Wenn Sie sich vor Augen führen, was ein Wolf lernt, der wiederholt derartige Erfahrungen macht, verstehen Sie das Problem“, bemerkt Carl Sieber. „Sogar ein ‚stehenbleiben und gucken‘ kann im Zweifel kritisch sein, weil der Wolf möglicherweise lernt, dass die unmittelbare Anwesenheit eines Menschen gar nichts bedeutet. Lassen Sie diesen Wolf – der wohlgemerkt einfach nur ein Wolf ist, kein ‚Problem-Wolf‘ – eines schönen Tages an ‚Futterspender‘ geraten. Oder an jemanden, der vor Angst seinen Rucksack oder seine Jacke fallen lässt, um den Wolf vermeintlich von sich abzulenken. Selbst wenn er nichts Fressbares findet, hat der Wolf womöglich eine Menge Spaß am Kaputtmachen von Rucksack oder Jacke, holt sich zum Vergnügen demnächst Wäsche von irgendwelchen Leinen, Vorräte vom Campingplatz, Essensreste aus Komposthaufen und Mülltonnen.“ Kaum auszudenken, wenn er irgendwann versucht, jemandem ein Stückchen Hand abzubeißen, weil er überzeugt ist, dass den Menschen Leckerchen von den Fingern fallen … . Ein „böser Wolf“ ist so ein Wolf in keinem Fall. Ein toter Wolf hingegen schon.

Ein „böser Wolf“ wird nicht geboren, sondern erzogen

„Mit Wölfen gab es in den letzten 20 Jahren mehrere Vorkommnisse in und um unseren Park“, erinnert sich Carl Sieber. „Für die beteiligten Menschen sind die Unfälle glimpflich ausgegangen. Für die Wölfe sind sie das nicht. Tragisch ist, dass alle Fälle auf vorausgegangenem menschlichem Fehlverhalten beruhten und die Wölfe regelrecht darauf ‚trainiert‘ worden waren, sich so zu verhalten, wie sie es am Ende getan haben.“

Der eine Fall betraf einen Naturburschen, der in einer Nacht unter dem Sternenzelt von einer rauen, feuchten Wolfszunge aus dem Schlaf geleckt wurde. Der Mann schrie auf vor Schreck und wurde prompt ins Gesicht gebissen. Später stellte sich heraus, dass der Wolf gefüttert worden war. Im zweiten Fall erhielt ein Camper-Pärchen nächtlichen Wolfsbesuch in seinem Zelt – aus dem hintersten Winkel setzte es von Panik erfüllt einen Notruf an den diensthabenden Ranger ab, während der Wolf das Zelt nach Fressbarem durchsuchte, ohne sich von den „Abwehrmaßnahmen“ des Pärchens beeindrucken zu lassen. Auch dieser Wolf war gefüttert worden – als der Ranger eintraf, hatte er das Zelt zwar wieder verlassen, stromerte aber immer noch durch das Lager. Dem Ranger hat es das Herz gebrochen, ihn töten zu müssen. Er hat dem Tier sogar noch eine Chance gegeben: Er postierte sich am helllichten Tag mit Gewehr und Kühlbox am Ort des Geschehens und hätte den Wolf laufen lassen, wenn er aufgetaucht und wieder verschwunden wäre. Aber der Wolf tauchte auf und näherte sich, marschierte zur Kühlbox, die keine Armlänge vom Ranger entfernt stand, öffnete den Deckel und nahm völlig selbstverständlich die Sandwiches heraus. Der Ranger stand auf, legte das Gewehr an und erschoss den Wolf aus nächster Nähe, während ihm dieser in die Augen sah.

Mit Wölfen sein: Bello ist ein Amuse Gueule für den Wolf

In die Kategorie „füttern“ gehören auch jene Fälle, in die Hunde involviert waren. Der Pacific Rim Nationalpark gehört zu den wenigen Nationalparks, in die Hunde mitgenommen werden dürfen – unter dem inständigen Appell, sie nicht frei laufen zu lassen. „Eines Tages rannten Wölfe am Kwisitis Besucherzentrum den Strand hinunter, einfach so“, erzählt Carl Sieber. Die Leute waren begeistert, zumal die Wölfe dort am Strand anscheinend mit einem Hund spielen wollten, der da spazieren geführt wurde. Was ihnen gar nicht bewusst war: Die Wölfe haben mit dem Hund nicht gespielt, sondern ihn gejagt. Zum Glück war der Hund an der Leine und hatte einen beherzten Besitzer, dem es gelang, die Wölfe zu vertreiben. Auf Messers Schneide stand das Leben des Hundes dennoch.“

Rennen Wölfe ohne Vorgeschichte an den Strand und machen Jagd auf Hunde? Natürlich nicht. Das tun sie nur, wenn sie zuvor gelernt haben, dass Hunde adäquate Beute sind. Und wie lernen sie das? Richtig: Indem sie die Gelegenheit bekommen, Hunde zu fangen und zu fressen – weil manche Hundebesitzer ihre Vierbeiner eben doch frei laufen lassen und weil ein hochintelligenter Beutegreifer es auf seine ganz eigene Art zu schätzen weiß, wenn ihm quasi Lebendfutter angereicht wird. Und wenn er dann auch noch davon überzeugt ist, dass Menschen eh nur „stehen und gucken“, darf es auch schonmal ein Hund zum Lunch am Strande sein.

Wolfsschlau mit Wölfen sein: Be wolf-wise

Wer Erfahrung mit Tieren hat, weiß, was erforderlich ist, wenn man nicht will, dass sie etwas bestimmtes tun: Man muss ihnen schlicht und ergreifend unmöglich machen, dass sie es tun können, vor allem, solange sie noch „grün hinter den Ohren“ sind. Mit Wildtieren ist es genau dasselbe. Sie wollen nicht, dass der Waschbär Ihre Mülltonne ausräumt? Dann machen Sie die Mülltonne waschbärensicher. Sie wollen nicht, dass die Möwe Ihnen zeigt, wie sie Ihre Bockwurst in einem Stück verschluckt? Dann geben Sie Möwen nichts von Pommes und Bockwürsten ab. Sie wollen nicht, dass ein Wolf Ihre Schafe frisst oder Ihren Hund? Dann stellen Sie sicher, dass er weder an Schafe noch an Hunde oder andere Haus- und Nutztiere herankommt. Und dass er auch sonst nicht ermutigt wird, Dinge zu tun, von denen niemand wollen kann, dass er sie tut.

Mit Wölfen sein: Wolfs-schlaue Verhaltensregeln

Vorab: Denken Sie in Punkto Verhaltensregeln nicht nur bezogen auf sich selbst. Denken Sie auch an den oder diejenigen, die dem Wolf, der mit Ihnen oder infolge Ihres Verhaltens eine bestimmte Lernerfahrung macht, vielleicht als nächstes begegnet. Fragen Sie sich

1.
Was möchten Sie, dass „Ihr“ Wolf tut, wenn er diesem Menschen tatsächlich über den Weg laufen sollte?

2.
Welche Information braucht „Ihr“ Wolf von Ihnen, um sich diesem Menschen gegenüber so verhalten zu wollen, wie Sie es sich wünschen?

Grundsätzliche Tipps für das Mit Wölfen sein

  • Machen Sie sich bewusst, dass Sie draußen „in der Natur“ Gast in jemandes Zuhause sind.
  • Respektieren Sie die Bedürfnisse Ihrer Gastgeber – auch Wölfe und andere Tiere brauchen Sicherheit, Klarheit und Verlässlichkeit im Umgang mit uns Menschen.
  • Nehmen Sie alles wieder mit nach Hause, was Sie in den Wald hineingetragen haben – auch die leere Flasche und die Reste vom Picknick.
  • Entsorgen Sie Müll zu Hause und nicht unterwegs aus dem Auto heraus.
  • Halten Sie Zelt- oder Biwakplätze sauber und aufgeräumt.
  • Lassen Sie Ihren Hund nicht stöbern.
  • Trainieren Sie mit Ihrem Hund ein Signal wie z.B. „hinter mich“, bei dem der Hund sich hinter Ihnen absetzt oder so etwas – anstatt z.B. keifend Richtung Wolf in die Leine zu springen.
  • Halten Sie Haus- und Nutztiere wildsicher – Wolf, Fuchs, Marder und Co. lassen bei Gelegenheit nicht nur beim Bauern etwas mitgehen. Außerdem merken sie sich, wo es was zu holen gab und kommen mit entsprechender Erwartungshaltung wieder.
  • Füttern Sie Katzen nur im Haus oder unter Aufsicht. Stellen Sie kein Futter draußen hin.
  • Entsorgen Essensreste nicht auf dem Kompost, und installieren Sie keinen Komposthaufen außerhalb Ihres Zaunes.
  • Sicheren Sie Ihre Mülltonnen.
  • Stellen Sie gelbe Säcke (sofern es die bei Ihnen noch gibt) erst unmittelbar vor der Abholung auf die Straße, nicht schon am Abend vorher.

Wenn Sie einem Wolf begegnen

  • Lassen Sie ihn ziehen, wenn er weit weg ist oder sich ohnehin von Ihnen wegbewegt.
  • Entdecken Sie einen Wolf aus dem Auto heraus, halten Sie nicht an, steigen Sie nicht aus und machen Sie kein Foto. Fahren Sie weiter.
  • Läuft ein Wolf auf Sie zu, machen Sie auf sich aufmerksam, z.B. indem Sie sich „groß“ machen, winken und selbstbewusst lärmen. Berücksichtigen Sie aber, dass Wölfe neugierig sind. Befinden Sie sich nicht innerhalb der Behaglichkeitszone eines Wolfes, kann es sein, dass er nicht von dannen zieht, sondern guckt, was Sie da herumhampeln.

Wenn ein Wolf nicht von selbst auf Distanz geht

  • Bedenken Sie, dass der Kurs, den er eingeschlagen hat, der einzige (Flucht-)Weg sein könnte, der ihm situativ offensteht. Vielleicht ist ein Traktor „hinter ihm her“ oder Holzfällarbeiten im Wald, eine Straße, andere Spaziergänger o.ä., die verhindern, dass er sich traut, Ihnen irgendwohin auszuweichen. Betrachtet er Sie als das kleinste Übel, nimmt er Ihre Nähe in Kauf, um den anderen auszuweichen. Machen Sie dem Wolf dann Ihrerseits Platz. Machen Sie sich das zur grundsätzlichen Maxime, wie in der Fußgängerzone: Wenn zwei auf Kollisionskurs sind, weichen beide aus, nicht nur der „Schwächere“ oder der „Nettere“.
  • Machen Sie kein Foto.
  • Näheren Sie sich dem Wolf nicht.
  • Geben Sie ihm kein Futter.
  • Lassen Sie nichts fallen, um ihn „abzulenken“.
  • Rennen Sie nicht weg.
  • Ziehen Sie sich langsam zurück: Machen ganz ruhig Platz und gehen Sie auf Distanz. Lassen ihn ziehen, wenn er seines Weges geht. Folgen Sie ihm nicht und machen Sie kein Foto.

Wenn und falls der Wolf Interesse an Ihnen zeigt

  • Demonstrieren Sie, dass Sie ihm überlegen sind: Schauen Sie dem Wolf direkt in die Augen und halten Sie Blickkontakt. (Machen das aber NIE mit einem Bären, egal wo Sie den treffen !!!)
  • Machen Sie Lärm – großen Lärm – sollten Sie Ihrer Stimme nicht trauen, nehmen Sie eine Trillerpfeife mit, wenn Sie in Wolfsgebieten unterwegs sind. Wenn Sie haben, eignen sich auch eine Vuvuzela, eine Druckluftfanfare oder ein paar Silvesterknaller. Scheuen Sie sich nicht, den Kram zu benutzen.
  • Falls ein Wolf in Ihren Garten schaut, verjagen Sie ihn genauso – auch, wenn Sie persönlich nichts gegen Wolfsbesuch in Ihrem Garten haben. Sie wissen nicht, was für ein Individuum Sie vor sich haben! Selbst wenn es das netteste Wolfsindividuum der Welt ist – es ist ein totes Wolfsindividuum, wenn Sie ihm beibringen, dass alle Menschen seine Freunde sind. Machen Sie kein Foto. Fragen Sie sich: Will ich diesen Wolf haben oder will ich ihn sehen? Wenn Sie ihn haben wollen, helfen Sie ihm, zu lernen, dass es für Wölfe nicht nett ist, sich sehen zu lassen.
  • Stellen Sie sicher, dass ein Wolf (oder Fuchs oder Marder etc.) nicht in Ihren Garten eindringen kann.

Für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass sich ein Wolf nicht verschrecken lässt:

  • Hauen Sie ihm auf die Schnauze mit allem, was Sie haben.

Mit Wölfen sein: Länger, als wir ahnen

Ich möchte an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass die hiesigen Gefilde nicht erst seit gestern vom Wolf zurückerobert werden, sondern seit nunmehr beinahe 30 Jahren. In diesen stolzen 30 Jahren ist bis jetzt kein Mensch durch einen Wolf verletzt worden. Und das obwohl wir uns so „blauäugig“ verhalten und dem Wolf im Großen und Ganzen sehr fragwürdige Gelegenheiten bieten, um Dinge zu tun und zu verinnerlichen, die er nicht tun soll. Manchmal scheint mir, dass unsere Wölfe weitaus mehr gesunden Menschenverstand besitzen als wir selber.

Wölfe sind man-wise. Nehmen wir uns also ein Beispiel an ihnen und stellen wir uns nicht dümmer an, als wir sind. (Und „man“ kommt von „human“ und bedeutet „Mensch“, nicht „Mann“. Und ja, aus „woman“ lässt sich „no-man“ machen, „nicht-Mensch“. Das liegt aber daran, dass Frauen (Ge-)Bär(er)innen sind, weil sie Leben geben. Dreimal dürfen Sie raten, warum Bären bei den First Nations als „Gärtner des Waldes“ gelten.

Vielleicht erzähle ich davon mal in einem anderen Artikel.

Mit Wölfen sein ist nicht umsonst – sollen wir sie deshalb nicht wollen?

Damit Mensch, Wolf, Bär und Puma in und um den Pacific Rim Nationalpark gut miteinander leben können, betreibt die Parkverwaltung eine Menge Aufwand. „Am wichtigsten ist für uns die Aufklärung und Information der Parkbesucher und der Bewohner der umliegenden Ortschaften“, sagt Carl Sieber. „Wir bieten Führungen an, Vorträge, Bildungsprogramme. Die meisten Angebote sind kostenlos, bzw. in den Parkgebühren enthalten, die wir für Camping und Parken erheben. Wir patrouillieren an den Stränden und im Wanderwegenetz des Parks, pflegen das Monitoring des Wildtierbestands, kontrollieren, ob sich die Parkbesucher und Camper an die Verhaltensregeln halten. Kein Essen in Zelten lagern, sondern die bärensicheren Vorratseinrichtungen nutzen. Müll ausschließlich in den bärensicheren Abfallcontainern entsorgen. Nicht offen grillen. Den persönlichen Zeltplatz sauber und aufgeräumt halten. Die Wildnis ist kein Ort, an dem man unordentlich und nachlässig sein darf.“

Die Aufklärungsarbeit erstreckt sich auch auf die ortsansässige Bevölkerung, denn Wolf, Bär und Puma laufen nicht selten auch mal ins Städtchen hinein. Niemand in Tofino oder Ucluelet besitzt „normale“ Mülleimer. Alle sind bärensicher. Niemand lässt Essensreste auf offen zugänglichen Komposthaufen liegen. Es gibt keine streunenden Katzen und keine ungehorsamen Hunde. Strand und Wald werden zu bestimmten Zeiten ganz für Besucher geschlossen, um den Tieren (Zeit-)Räume zu schaffen, in denen sie ihr Zuhause für sich ganz allein haben. Sauer ist deswegen niemand. Und Angst hat auch keiner. Warum und wovor auch? Wenn gesunder Menschenverstand auf gesunden Tierverstand trifft, muss der Fehler nicht nachhelfen. Dann gelingt Koexistenz in ihrer besten Form.

Zuletzt noch ein paar Reise-Impressionen :o)

Pacific Rim Nationalpark     Pacific Rim Nationalpark

Wanderweg im Wald - Pacific Rim Nationalpark     Baumwirzeln - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Kelp am Strand - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Pflanze am Strand - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     einsamer Strand - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Krabbenskelett - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     einsamer Strand -Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

Treibholzstücke - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Muscheln und Seestern - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

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Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

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Wanderweg im Wald - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark     Wanderweg im Wald - Mit Wölfen sein im Pacific Rim Nationalpark

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